Das Konzept PROTOMAT ist eine Ausstellungsform für spekulative Prototypen, die in KoKreation mit generativen KI-Systemen entstanden sind. Gezeigt werden kurze, prägnante 60-Sekunden-Videos – hochformatige Clips im Stil sozialer Medien, mit Untertiteln und dramaturgischer Verdichtung.
Die Ästhetik ist bewusst vertraut: vertikales Format, Loop, Untertitelung, emotionaler Zugriff. Doch der Kontext transformiert den Inhalt – durch einen physischen Rahmen, der wie ein überdimensionales Smartphone gestaltet ist. Eine schwarze Acrylblende in Form eines Mobilgeräts rahmt den Bildschirm, auf dem die Prototypen als Reels abgespielt werden.
Design als öffentlicher Reflexionsraum Mit PROTOMAT wird das Smartphone – Symbol unserer digitalen Intimität – zur kollektiven Betrachtungsfläche. Was sonst isoliert im Privaten konsumiert wird, erscheint nun als öffentlich zugängliches, diskursives Medium. Die Form – vertraut, glatt, glossy – kontrastiert mit dem Inhalt: experimentelle Designfiktionen, KI-kollaborativ erzeugt, teils utopisch, teils dystopisch - immer im Ungewissen, ob es sich hier um reine Fiktion oder doch um machbare Studien handelt.
Dabei steht nicht die technische Machbarkeit der Prototypen im Vordergrund, sondern ihre narrative Kraft und gesellschaftliche Relevanz. Jeder Prototyp fungiert als Gedankenfunke: Was wäre, wenn? Was passiert, wenn wir das ernst nehmen?
Theoretische Einbettung Das Konzept steht in der Tradition des Speculative Design, wie es u. a. von Anthony Dunne & Fiona Raby (2013) beschrieben wurde – Design nicht als Problemlösung, sondern als kritisches Werkzeug, das alternative Welten sichtbar macht. PROTOMAT übersetzt diesen Ansatz in eine populäre Bildsprache: durch mediale Ironie und situative Re-Inszenierung.
Öffentlichkeit durch Gewohnheit irritieren Die Stärke des Konzepts liegt in der Reibung: Ein Display im Look eines Smartphones wird zum Ausstellungsträger für Inhalte, die die technologische Normalität hinterfragen. Das vertraute Interface wird zur ironischen Falle – es zieht an, aber konfrontiert. So entsteht ein paradoxes Moment: Die Zuschauer:innen stehen vor einem übergroßen Gerät und betrachten es, als wäre es klein. Die Skala verschiebt sich, der Gebrauch verliert seinen Sinn – was bleibt, ist Reflexion.
Erweiterbarkeit und Kontextualisierung PROTOMAT ist als wandelbares Format konzipiert: In Galerien, an öffentlichen Plätzen, in Museen oder mobilen Settings. Denkbar sind thematische Cluster – etwa zu Körper, Klima, Care, Kapital – oder offene Sammlungen spekulativer Zukunftsfragmente.
Analyse des Konzepts anhand von Designfiktion Kritierien.
#1 Bezug zur eigenen Lebenswelt
Die vertraute Smartphone-Ästhetik schafft sofortigen Zugang – jeder kennt Reels und vertikale Clips. Doch die physische Vergrößerung bricht die private Nutzung auf und zwingt zur Distanz. Ob das ausreicht, um persönliche Betroffenheit zu wecken, bleibt fraglich: Die Prototypen müssten konkret genug sein, um Alltagserfahrungen zu spiegeln, statt nur abstrakte Spekulation zu bleiben.
#2 Relevanz gesellschaftlicher Themen
Der Ansatz ist stark, wenn KI-Kollaborationen tatsächlich drängende Themen wie Überwachung, Ökologie oder soziale Spaltung adressieren. Aber ohne konkrete Beispiele bleibt unklar, ob PROTOMAT mehr ist als ein formaler Gag. Die Gefahr: Design als Selbstzweck, das gesellschaftliche Debatten nur andeutet, statt sie zu vertiefen.
#3 Gestalterische Zuspitzung
Die Überhöhung des Smartphones zur Skulptur ist clever – aber reicht das? Die eigentliche Provokation müsste aus den Inhalten kommen. Werden die Prototypen radikal genug gedacht, um bestehende Normen zu erschüttern, oder bleiben sie im Safe Space des „interessanten Experiments“?
#4 Symbolik und Metaphern
Das Smartphone als Rahmen ist eine starke Metapher für digitale Vereinnahmung. Doch die Symbolik droht sich zu erschöpfen, wenn die Prototypen selbst keine ebenso dichten Bilder finden. KI-generierte Inhalte neigen oft zur Beliebigkeit – hier braucht es klare kuratorische Handschrift.
#5 Narrative Konsistenz
60-Sekuten-Clips erfordern präzise Dramaturgie. Werden die Prototypen als geschlossene Mini-Narrative erzählt oder wirken sie wie beliebige Fragmente? Die Gefahr: Ein Sammelsurium ohne roten Faden, das mehr durch Form als Inhalt überzeugt.
#6 Irritative Reibung
Der Bruch zwischen vertrauter Form und spekulativem Inhalt hat Potenzial. Aber Irritation allein reicht nicht. Entscheidend ist, ob die Arbeiten Denkprozesse anstoßen – oder nur kurz „weird“ wirken, bevor sie in der Ästhetik versinken.
#7 Varianz
Thematische Cluster (Klima, Care etc.) könnten Perspektivenvielfalt zeigen. Doch Varianz muss mehr sein als Oberflächenwechsel: Brauchen wir konträre KI-Ästhetiken (nicht nur glossy), unterschiedliche Erzählformen, gar bewusste Widersprüche? Sonst wirkt alles gleich – trotz anderer Inhalte.
Reality Check anhand aktueller Studien und Forschung.
ᏰᏒᏋᏋᎴᏋᏒ LLM is working now...
Übersetzung und Reduktion des Prototypen in eine machbare Form.
Zeigt die ethische Perspektive auf das Konzept
PROTOMAT nutzt die vertraute Ästhetik sozialer Medien, um spekulative Designideen in den öffentlichen Raum zu tragen. Das ist clever, weil es Menschen anzieht, die sonst vielleicht nicht über solche Themen nachdenken würden. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass die Botschaft hinter der unterhaltsamen Form verloren geht – die Leute könnten die Inhalte einfach wie normale Social-Media-Clips konsumieren, ohne sie kritisch zu hinterfragen. Um das zu vermeiden, könnte man interaktive Elemente einbauen, etwa kurze Fragen am Ende der Videos, die zum Nachdenken anregen, oder QR-Codes, die zu vertiefenden Diskussionen führen.
Die KI-generierten Prototypen könnten unbewusst Vorurteile reproduzieren, wenn die Trainingsdaten der KI nicht divers genug sind. Zum Beispiel könnten bestimmte Gruppen unterrepräsentiert oder klischeehaft dargestellt werden. Um das zu verhindern, sollte das Projekt transparent machen, welche KI-Systeme genutzt werden und wie sie trainiert sind. Zudem könnten gezielt marginalisierte Stimmen in den Entstehungsprozess einbezogen werden, um einseitige Perspektiven zu vermeiden.
Spekulatives Design hat oft einen westlichen, akademischen Blick und ignoriert nicht-europäische oder indigene Zukunftsvorstellungen. PROTOMAT könnte hier gegensteuern, indem es gezielt Prototypen aus verschiedenen kulturellen Kontexten zeigt oder mit Kreativen aus dem Globalen Süden zusammenarbeitet. Auch die Themenauswahl sollte patriarchalische Strukturen hinterfragen – etwa durch Szenarien, die Care-Arbeit neu denken oder Machtverhältnisse umkehren. Eine offene Einreichungsplattform für Ideen könnte helfen, die Filterblase zu durchbrechen und vielfältigere Zukunftsvisionen sichtbar zu machen.
intrinsics
Zeigt Verbindungen oder interessante Überschneidungen zu anderen Konzepten innerhalb dieser BREEDER Instanz.
null