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- zuletzt editiert von Tristan Schulze am April 19, 2025 -

WEBSEITE – Gewebte Erinnerung an ein freies Internet

Die WEBSEITE ist ein textilartiges Kunstwerk, das eine klassische Website aus den 2000er Jahren durch ein dicht gewobenes Textil mit UI-Bausteinen wie Header, Navigation und Content darstellt. Es dient als kritische Reflexion über die Veränderungen des Internets von einer offenen und demokratischen Struktur zu geschlossenen Plattformen und versteckt ein Manifest in Morsecode, das für die Bewahrung des Internets als öffentlicher Raum plädiert. Die Arbeit steht in der Tradition kritischer Designpraxen und symbolisiert den Widerstand gegen die Kontrolle digitaler Infrastrukturen durch die Materialisierung digitaler Utopien.

Die WEBSEITE ist ein spekulatives, materielles Artefakt: ein gewebtes Textil in A4-Größe, das eine typische, grafisch abstrahierte Website darstellt – inklusive Browserrahmen, Navigationsleisten, Textblöcken und Bildflächen. Das Motiv ist nicht klar lesbar, die Typografie ist fragmentarisch, der Bildinhalt schemenhaft – dennoch ist unverkennbar, dass es sich um das Interface einer klassischen Website handelt. Die Arbeit übersetzt ein digitales Medium in ein stoffliches, entschleunigtes Format und wird so zu einer kritischen Reflexion über das, was aus der Vision eines freien Internets geworden ist.

Textiles Web – vom Datenraum zum Gewebe Das Textil besteht aus drei nachhaltig gefärbten Garnfarben, die in einem Jacquardverfahren zu einer dichten, haptischen Oberfläche verwoben werden. Die grafischen Elemente entsprechen typischen UI-Bausteinen einer HTML-Website aus den 2000er Jahren: Header, Navigation, Content, Sidebar, Footer. Das Raster des Codes ist in Fadenraster übersetzt. Die web page wird buchstäblich zur Woven Page.

Digitale Vergänglichkeit und stoffliche Permanenz Während Websites flüchtig, modifizierbar und durch algorithmische Optimierung geprägt sind, steht das gewebte Artefakt für Langsamkeit, Dauer, Materialität. In einer Zeit, in der klassische Websites zunehmend durch geschlossene Plattformen (Apps, soziale Netzwerke, Chatbots) verdrängt werden, markiert das Objekt den Übergang: von der offenen, browserbasierten Struktur des Internets hin zu fragmentierten, proprietären Ökosystemen.

Dabei geht es nicht um Techniknostalgie, sondern um einen medienpolitischen Kommentar: Der Verlust der offenen HTML-Infrastruktur bedeutet auch den Verlust demokratischer Gestaltungsmöglichkeiten, den Verlust von Experiment, Zugriff und radikaler Kreativität.

Das verborgene Manifest In den scheinbar unleserlichen Textzeilen verbirgt sich ein Clou: Der Text ist in Morsecode gewebt – Punkt, Strich, Leerraum – und ergibt bei Entschlüsselung ein kompaktes Manifest zur Bewahrung des Internets als öffentlicher, kreativer und freier Raum. Das Manifest ist Teil des Materials und verweigert sich direkter Rezeption – erst durch Geduld und Auseinandersetzung wird es sichtbar.

Dies greift die Idee von „Slow Media“ auf und verbindet sie mit kritischen Praktiken des Steganographischen und des Medienwandels. Die Arbeit fragt: Was bleibt, wenn Interfaces verschwinden? Was, wenn Lesbarkeit durch Geschwindigkeit ersetzt wird? Und wie lässt sich Information als Widerstand in Material einschreiben?

Kritisches Design im Sinne digitaler Kulturerhaltung Die WEBSEITE steht in der Tradition kritischer Designpraxen, die sich mit digitaler Infrastruktur, deren Verfall und politischer Dimension auseinandersetzen: – Olia Lialina: One Terabyte of Kilobyte Age – zur Archivierung früher Webästhetik – Zach Blas: Contra-Internet – über Strategien gegen die Kontrolle digitaler Infrastrukturen – Johanna Hedva: Sick Woman Theory – über das Recht auf digitalen Rückzug und alternative Lesbarkeiten – Mozilla Manifesto & The Internet Archive – als Bezugspunkte einer netzpolitischen Verteidigung digitaler Gemeingüter

Implikationen Die WEBSEITE ist eine spekulative Replik auf das, was im Begriff ist zu verschwinden: ein Internet, das als gestaltbarer öffentlicher Raum gedacht war. Die Arbeit dokumentiert nicht, sondern interveniert. Sie transformiert flüchtige, immaterielle Daten in Stoff, entschleunigt Interface-Logiken und verschlüsselt zugleich eine Botschaft: Widerstand beginnt mit der Erinnerung an Alternativen.

Das Gewebe wird so zum stillen Träger digitaler Utopien – nicht vergangen, sondern eingeschrieben.

Bildbeschreibung




REALITÄTSABGLEICH > (ノಠ益ಠ)ノ彡

Materialität und Digitalität

Die Übersetzung einer Website in ein Textil ist ein beeindruckendes Experiment, das die flüchtige Natur des Digitalen in eine dauerhafte, haptische Form überträgt. Die Verwendung von drei nachhaltig gefärbten Garnfarben und das Jacquardverfahren erzeugen eine dichte, taktile Oberfläche, die die digitale Rasterstruktur in physische Form übersetzt. Dieses Verfahren hebt die Entschleunigung und Materialisierung des digitalen Inhalts hervor. Die Wahl der UI-Bausteine aus den 2000er Jahren wirft jedoch die Frage auf, ob diese spezifische Ära repräsentativ für die gesamte Geschichte des Internets ist oder ob sie eine selektive Nostalgie vermittelt.

Medienpolitische Reflexion

Die Arbeit kommentiert die Veränderung des Internets von einer offenen, browserbasierten Struktur zu einem Netz geschlossener Plattformen. Diese Transformation stellt eine ernsthafte Bedrohung der demokratischen Gestaltungsmöglichkeiten dar, da proprietäre Ökosysteme die Kontrolle über den Zugang und die Nutzung digitaler Räume zunehmen. Die Verwendung des Morsecodes als verborgene Botschaft unterstreicht die Notwendigkeit, Informationen und Ideen in einer Welt zu verstecken, in der Lesbarkeit durch Geschwindigkeit und Komplexität ersetzt wird. Dies greift die Idee von "Slow Media" auf und erweitert sie durch eine kritische Praxis der Steganographie.

Kritisches Design und Erinnerung

Die WEBSEITE steht in der Tradition kritischer Designpraxen, die sich mit der politischen und kulturellen Dimension digitaler Infrastrukturen auseinandersetzen. Die Arbeit dokumentiert nicht nur den Verfall einer bestimmten Ära des Internets, sondern interveniert auch aktiv. Sie verweist auf Projekte wie Olia Lialinas "One Terabyte of Kilobyte Age" oder Zach Blas' "Contra-Internet" und verbindet diese mit der Idee der digitalen Kulturerhaltung. Die Entschlüsselung der verborgenen Botschaft erfordert Geduld und Auseinandersetzung, was die Notwendigkeit von reflektierter Nutzung digitaler Ressourcen hervorhebt.

Akzeptanz und Zielgruppen

Die WEBSEITE könnte bei Zielgruppen, die sich mit digitaler Kultur und Medienpolitik auseinandersetzen, eine hohe Akzeptanz finden, insbesondere bei Künstlern, Designern und Netzpolitikern. Die Arbeit stößt jedoch auch auf gesellschaftliche und ethische Hürden, da sie eine Kritik am aktuellen Zustand des Internets darstellt und die Notwendigkeit einer Rückbesinnung auf frühere Prinzipien betont. Die Frage bleibt, ob diese Kritik breiteren Anklang findet oder ob sie eher als Nostalgie verstanden wird.

Innovativer Ansatz und Praktische Implikationen

Die Verwendung von Textilien als Medium für digitale Inhalte ist ein innovativer Ansatz, der die Interaktion zwischen Materialität und Digitalität aufschließt. Die Arbeit ermutigt die Betrachter, über die Natur und Zukunft des Internets nachzudenken und die politischen Implikationen der digitalen Infrastruktur zu reflektieren. Die praktischen Implikationen liegen in der Förderung eines kritischen Diskurses um die Zukunft des Internets und der Möglichkeit, digitale Inhalte in physische Form zu übertragen, was neue Wege der Erinnerung und des Widerstands eröffnet.

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