1. Ausgangssituation & Problemstellung
Moderne Städte sind geprägt von Dichte, Reizüberflutung und begrenztem Raum für Stille. Besonders in urbanen Zonen fehlen Rückzugsorte für Menschen, die kurzfristig eine Auszeit brauchen – ob aufgrund von Stress, Überreizung, Angstzuständen oder schlichtem Bedürfnis nach Ruhe. Der städtische Raum ist meist funktional durchstrukturiert, selten emotional oder mental entlastend.
2. Ziel des Konzepts
Ziel ist es, temporäre und dennoch wirksame Rückzugsorte für mentale Erholung in alltäglichen, städtischen Situationen zu schaffen – Orte der Selbstregulation, Kontemplation und Geborgenheit. Die Umsetzung soll sowohl im natürlichen (z. B. Parks) als auch im gebauten Raum (z. B. Innenhöfe, Universitätsgelände, Dachgärten) möglich sein.
3. Konzeptidee: Urbane Nester
Das Herzstück des Konzepts sind sogenannte „urbane Nester“ – modular gestaltete, technologisch unterstützte Rückzugsorte, die sich flexibel in verschiedene städtische Kontexte integrieren lassen. Sie sind:
Ebenerdig betretbar und durch eine vertikale Hebefunktion stufenlos verfahrbar bis zu einer Höhe von 5 Metern. So entsteht der Eindruck des „Schwebens“ – ruhig, geschützt und über dem Stadtgeschehen.
Die Höhe ist vom Nutzer wählbar (z. B. Stufen: 1,5 m / 3 m / 5 m), um individuell auf Bedürfnisse einzugehen.
Die Gondeln sind baumfreundlich konzipiert, ohne Befestigung am lebenden Holz.
Sie verbinden Transparenz und Rückzug durch eine schallgedämpfte Glashülle mit kleinem Sichtfenster.
4. Gestaltung & Struktur
Formensprache: organisch, rund, naturinspiriert – erinnert an Baumkronen, Nester, Kokons.
Modulare Varianten:
Einzelgondeln für 1–2 Personen
Kleingruppen-Gondeln (bis 6 Personen)
Kombination mit stationären Plattformen möglich
Fahrmechanismus:
Elektrisch oder hydraulisch
Leise, vibrationsarm, mit Notstoppfunktion
Maximale Fahrhöhe: 5 Meter
Steuerung im Innenraum durch Touchpanel oder App
Barrierearmut: Ebenerdig zugänglich – auch für mobilitätseingeschränkte Personen geeignet.
Sicht- & Schallschutz:
Spezialglas mit geräuschdämmender Wirkung schützt vor städtischem Lärm
Kleines, sicheres Sichtfenster ermöglicht gezielten Blickkontakt mit der Umgebung – ohne Sturzgefahr
Ergänzt durch Pflanzen, Textilien, natürliche Materialien im Inneren
5. Materialien & Konstruktion
Leichtbauweise mit Stahlrahmen, Holzverkleidung, Sicherheitsglas
Schallisolierendes Glas mit UV- und Witterungsschutz
Baumschonend & bodenschonend (freistehend, reversibel)
Einfache Reinigung, wartungsarm
Optional: Begrünung außen oder textile Elemente zur Abschirmung
6. Betrieb, Sicherheit & Digitale Begleitung
Steuerung über Touchpanel oder App
Reservierung über App möglich (z. B. Zeitfenster buchen)
Höhenwahl, Feedbackoptionen, Nutzungshinweise digital einsehbar
Sicherheitsfunktionen: Notrufknopf, Notstopp, Überwachung durch Betreiber
Sichtbarkeit von außen sorgt für soziale Kontrolle ohne Überwachung
7. Orte der Umsetzung
Geeignet sind Orte im innerstädtischen Raum, an denen sich Menschen regelmäßig aufhalten, arbeiten oder entspannen:
Öffentliche Parks, Grünanlagen
Universitätsgelände, Schulhöfe, Campusflächen
Plätze in der Nähe von Bibliotheken, Museen, Verwaltungszentren
Allgemeine urbane Freiräume – wie Innenhöfe, Dachgärten, städtische Plätze
8. Zielgruppen
Gestresste Stadtbewohner:innen
Neurodivergente Menschen / Hochsensible
Kinder & Jugendliche
Tourist:innen & Alleinreisende
Mitarbeitende in der Stadt
Studierende & Lehrende im Hochschulkontext
9. Wirkung & Vision
Mentale Gesundheit sichtbar & zugänglich im öffentlichen Raum
Aufwertung ruhiger Zonen ohne Konsumdruck
Verlangsamung, Selbstwahrnehmung, Naturverbindung trotz Stadtnähe
Beispiel für sozial-ökologische Innovation
Ästhetischer, ruhiger Beitrag zur Stadtlandschaft
10. Weiterentwicklung & Skalierbarkeit
Als Pop-up-Projekt oder fest installiert
Kombinierbar mit solarer Energieversorgung, Ambient-Sound oder smartem Innenklima
Integration in Stadtentwicklung, Hochschulplanung oder Sozialräume
Potenzial für soziale Träger, Hochschulen oder Kulturinstitutionen
Analyse des Konzepts anhand von Designfiktion Kritierien.
#1 Bezug zur eigenen Lebenswelt
Die Idee der „urbanen Nester“ spricht direkt das Bedürfnis nach Rückzug in überfüllten Städten an – ein Problem, das viele kennen. Allerdings könnte der Zugang elitär wirken, wenn Nutzung oder Standorte exklusiv sind. Lösung: Kostenfreie, niedrigschwellige Zugänge schaffen (z. B. über öffentliche Träger) und Standorte gezielt in sozialen Brennpunkten platzieren.
#2 Relevanz gesellschaftlicher Themen
Mentale Gesundheit und urbaner Stress sind hochaktuelle Themen. Die Nester adressieren dies clever, bleiben aber im Lösungsansatz individuell. Idee: Kombination mit Gemeinschaftsangeboten (z. B. geführte Achtsamkeitsmomente) könnte kollektive Entlastung stärker betonen.
#3 Gestalterische Zuspitzung
Das „Schweben“ ist ein starkes Bild, aber die technische Umsetzung (Hebemechanismus) wirkt komplex und wartungsintensiv. Pragmatischer: Stationäre, erhöhte Plattformen mit ähnlicher Wirkung – weniger Technik, mehr Naturmaterialien.
#4 Symbolik und Metaphern
Das Nest-Motiv ist eingängig und emotional. Die Glashülle symbolisiert jedoch einen Widerspruch: Schutz vs. Transparenz. Vorschlag: Variablen Sichtschutz (z. B. textile Elemente) ermöglichen, um Autonomie über die eigene Abschirmung zu geben.
#5 Narrative Konsistenz
Die Logik der schwebenden Gondeln ist stimmig, aber die maximale Höhe von 5 Metern wirkt willkürlich. Nachbesserung: Höhenstaffelung stärker an Nutzerbedürfnisse koppeln (z. B. 1,5 m für Barrierefreiheit, 3 m für leichte Distanz, 5 m nur an ruhigen Orten).
#6 Irritative Reibung
Die Nester hinterfragen nicht, warum Städte solche Rückzugsorte überhaupt nötig machen. Provokante Ergänzung: Temporäre „Nester“ an besonders lauten Orten (z. B. Baustellen) als bewusste Kontraste installieren – um Lärmpolitik zu thematisieren.
#7 Varianz
Die modularen Varianten (Einzel-/Gruppennester) sind gut, aber die Zielgruppen bleiben abstrakt. Konkreter: Prototypen für spezifische Nutzungen entwickeln – z. B. „Lärmschutznest“ für Autist:innen oder „Kreativnest“ mit Skizzenmaterial für Studierende.
Weiterer Lösungsimpuls:
Statt High-Tech-Gondeln könnten einfachere „Nest“-Strukturen (z. B. hängende Sitznetze in Bäumen) schneller umsetzbar sein – als Testphase für Bedarfe.
Reality Check anhand aktueller Studien und Forschung.
Die vertikale Hebefunktion auf 5 Meter ist technisch realisierbar (ähnlich wie behindertengerechte Plattformlifte), aber wartungsintensiv. Schallgedämpfte Glashüllen existieren (Beispiel: Flughafen- oder Büroarchitektur), jedoch sind Kosten und Reinigung kritisch. Die freistehende Konstruktion ohne Baumfixierung erhöht Stabilitätsanforderungen – Windlastberechnungen und Fundamente sind entscheidend.
Die Idee greift Theorien zur "Restorative Environments" (Kaplan, 1995) auf: Naturanaloge Räume fördern mentale Erholung. Allerdings könnte die Sichtbarkeit in schwebenden Gondeln bei Angststörungen kontraproduktiv wirken (vgl. Forschungen zu Agoraphobie). Die soziale Kontrolle durch Transparenz ist ambivalent – Sicherheit vs. Gefühl des Beobachtetseins.
Barrierefreiheit ist konzeptionell adressiert, aber praktische Umsetzung erfordert Platz für Aufzüge/Rampen. Die App-Steuerung schließt technikferne Nutzer:innen aus. Zeitfensterbuchungen können Stress erzeugen – widerspricht dem Prinzip spontaner Rückzugsorte.
Statt Hochtechnologie: Low-Tech-Varianten mit bodennahen, begrünten "Nischen" aus recyclebaren Materialien (Inspiration: japanische tsubo-niwa-Miniaturgärten). Partizipative Gestaltung mit lokalen Communities könnte Akzeptanz erhöhen (Beispiel: Tactical Urbanism).
Keine klaren Belege, ob schwebende Positionen Erholung fördern – hier fehlen empirische Daten. Architekturpsychologie (Quelle: Therapeutic Landscapes von Gesler, 2003) betont eher Erdverbundenheit. Experimentelle Pilotprojekte wären nötig.
ᏰᏒᏋᏋᎴᏋᏒ LLM is working now...
Relektiert die Kernideen des Konzepts und generiert vereinfachte Varianten - die mit niederschwelligen Methoden und Materialien umsetzbar sind.
Ein einfacher Prototyp für das urbane Nest lässt sich aus einem großen Karton oder einer umgedrehten Holzkiste bauen. Die Kiste wird mit Decken oder Kissen ausgepolstert und mit einer durchsichtigen Plastikfolie als Fenster versehen. Eine Seilkonstruktion oder ein stabiler Ast dient als Aufhängung, um die Kiste leicht vom Boden abheben zu können – etwa einen halben Meter hoch. Der Nutzer kann sich hineinsetzen und durch leichtes Schaukeln oder Ziehen an einem Seil die Höhe variieren. Der Fokus liegt auf der Erfahrung des Rückzugs und der leichten Erhebung über den Boden, ohne komplexe Technik.
Statt einen schwebenden Rückzugsort zu schaffen, wird hier das Prinzip umgedreht: Eine einfache Erdgrube oder ein kleines, eingegrabenes Fass dient als "Nest". Der Nutzer steigt hinein und ist dadurch unterhalb des städtischen Trubels, geschützt durch Wände aus Erde oder Holz. Eine Klappe oder ein Brett mit einem Guckloch ermöglicht begrenzte Sicht nach oben. Das Gefühl der Geborgenheit entsteht durch die Absenkung statt der Erhebung. Die Materialien sind einfach – Sand, Bretter, eine Plane als Regenschutz.
Der Prototyp besteht aus einem umfunktionierten Einkaufswagen oder Kinderwagen, der mit Stoffen und Kissen zu einer mobilen Höhle umgebaut wird. Statt nach oben zu schweben, wird der Wagen durch die Stadt geschoben – der Rückzugsort ist also beweglich und provoziert die Frage, ob Stille überhaupt an einen festen Ort gebunden sein muss. Der Nutzer kann sich hineinkauern und durch ein kleines Fenster die Umgebung beobachten, während er durch die Straßen gezogen wird. Die Idee hinterfragt, ob Ruhe nicht auch im Unterwegssein entstehen kann.
Reflektiert die ethische Perspektive auf das Projekt - sucht und hinterfragt kritische blinde Flecken im Konzept und entwickelt erbauliche loesungsorientierte Fragestellungen.
Die „urbanen Nester“ fördern mentale Gesundheit im öffentlichen Raum – ein wichtiger Schritt gegen urbanen Stress. Doch könnten sie auch soziale Spaltung verstärken, wenn sie nur in wohlhabenden Vierteln entstehen. Lösungsansatz: verbindliche Standortplanung mit Fokus auf sozial benachteiligte Quartiere und transparente Nutzungsregeln für alle.
Die App-Steuerung könnte ältere oder technikferne Menschen ausschließen. Zudem sind neurodivergente Bedürfnisse vielfältig – ein standardisiertes Nest hilft nicht allen. Einfache Alternativen wie analoge Buchungsoptionen und adaptive Innengestaltung (z. B. Lichtregulierung) wären inklusiver.
Die organische Formensprache suggeriert Harmonie mit der Natur, reproduziert aber möglicherweise romantisierte „Rück-zur-Natur“-Narrative, die indigene Perspektiven ignorieren. Partizipative Planung mit migrantischen Communities oder indigenen Gruppen könnte hier gegensteuern.
Leichtbauweise und reversible Installation sind positiv. Doch der Energiebedarf für Hebevorrichtungen und digitale Steuerung muss bilanziert werden. Solarbetrieb und manuelle Alternativen (z. B. Kurbelmechanismus) würden die Ökobilanz verbessern.
Ebenerdiger Einstieg ist gut, aber Schwellen oder enge Räume könnten Rollstuhlnutzende behindern. Klare Mindeststandards (z. B. DIN 18040) und Co-Design mit Betroffenen sichern echte Barrierefreiheit.
Die App-Integration schafft Abhängigkeit von Betreiberfirmen und Datenplattformen. Open-Source-Lösungen und datensparsame Offline-Alternativen (z. B. QR-Code-Buchung) würden Nutzer:innen souveräner machen.
Reflektiert zugrundeliegende intrinsische Motivation des Projektes - untersucht diese kritisch und reflektiert mit erbaulichen Fragestellungen.
Die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wie hoch man schweben möchte, spielt mit einem tiefen menschlichen Bedürfnis: der Kontrolle über den eigenen Raum. 1,5 Meter für eine schnelle Pause, 5 Meter für den vollständigen Perspektivwechsel – hier wird Selbstbestimmung physisch erlebbar. Was wäre, wenn wir alle öffentlichen Räume so gestalten könnten, dass sie uns Wahlfreiheit geben, statt uns in vorgefertigte Nutzungsmuster zu pressen?
Die organische Form der Gondeln ist kein Zufall – sie nutzt unser instinktives Verlangen nach Schutz. Ein Nest, eine Höhle, ein Kokon: Diese Urformen signalisieren Sicherheit. Die schallgedämmte Hülle verstärkt das Gefühl, ohne Isolation zu erzwingen. Könnte diese Mischung aus Transparenz und Rückzug ein Modell sein für zukünftige Architektur, die nicht nur funktioniert, sondern auch emotional trägt?
5 Meter über dem Boden entsteht eine paradoxe Freiheit – man ist Teil der Stadt und doch distanziert. Diese leichte Entrückung bricht das horizontale Denken urbaner Planung. Was passiert, wenn wir nicht nur Bäume, sondern auch Menschen in die Vertikale entlassen? Vielleicht brauchen wir weniger neue Grünflächen, sondern einfach mehr Möglichkeiten, dem Asphalt zu entkommen.
Die Steuerung per App ist bequem, aber das echte Erfolgserlebnis liegt im Analog-Digital-Mix: Wer will, kann die Höhe manuell wählen, ohne Algorithmen. Die Technik dient hier der menschlichen Intuition, statt sie zu ersetzen. Wie viele "smarte" Lösungen scheitern eigentlich daran, dass sie uns die Entscheidungen abnehmen, statt sie zu erleichtern?
Das kleine Sichtfenster ist eine Provokation in der Ära der Glasfassaden. Es zwingt zur Fokussierung – wie ein Bilderrahmen, der den Blick lenkt, statt ihn zu überfluten. In einer Welt der Reizüberflutung wird bewusste Einschränkung zum Luxus. Was sähen wir plötzlich, wenn wir nicht mehr alles gleichzeitig sehen könnten?
Die Gondeln schützen vor Lärm, aber nicht vor Blicken – ein cleverer Kompromiss. Die leichte Überwachbarkeit schafft Sicherheit ohne Kameras, indem sie soziale Kontrolle natürlich integriert. Könnte das ein Modell sein für andere urbane Räume, die heute zwischen totaler Überwachung und rechtsfreien Zonen schwanken?
Hochsensible und neurodivergente Menschen sind hier nicht "Sondernutzer", sondern die Messlatte. Was für sie entlastend wirkt, nützt am Ende allen. Das
Zeigt Verbindungen oder interessante Überschneidungen zu anderen Konzepten innerhalb dieser BREEDER Instanz.
Beide Konzepte zielen auf schwebende, modulare Rückzugsorte in Städten ab, die mentale Erholung durch Naturverbindung und Geborgenheit bieten. Die „Mental Health Pods“ und „urbanen Nester“ teilen organische Formensprache, Höhenvariabilität und den Fokus auf Stressreduktion. Der Hauptunterschied liegt in der technologischen Integration (Hebefunktion vs. rein natürliche Materialien).
https://designfiction.turboflip.de/urbane-rückzugsorte-–-„nest-für-die-seele“
Die halboffenen, begrünten Kuppeln des PAUSENRAUMS könnten mit den schwebenden Gondeln hybridisiert werden: Bodennahe Module für sozialen Rückzug, schwebende für individuelle Kontemplation. Die Kombination würde öffentliche Räume mehrschichtig nutzbar machen – von Gemeinschaft bis Isolation.
https://designfiction.turboflip.de/pausenraum-–-biophiles-rückzugsmodul-im-urbanen-grün
Während die „urbanen Nester“ Entschleunigung fördern, optimiert der Verkaufsmonolith Konsum durch KI-gesteuerte Personalisierung. Beide nutzen urbane Dichte, aber mit entgegengesetzten Zielen. Eine Verbindung könnte ironisch Konsumstress in den Nestern analysieren oder diese als „Werbe-freie Zonen“ positionieren.
https://designfiction.turboflip.de/der-verkaufsmonolith